Urteile Werberecht 2016
OLG Karlsruhe: Zugänglichkeit der Erläuterung von Sternchenhinweisen
- Erläuterung eines Sternchens muss klar und eindeutig angegeben werden
- Sie muss auch erkennbar und leicht zugänglich sein
- Keine leichte Zugänglichkeit liegt vor, wenn sich Informationen auf einer anderen Seite befinden
VG Hannover: Unzulässiges Productplacement im Dschungelcam
- Produkt „Leibniz pick up“ im Dschungelcamp 2014 zu stark in den Vordergrund gerückt
- Productplacement muß von der übrigen Sendung getrennt und als Werbung erkennbar bleiben
Wenn der Werbezweck das Sendungsgeschehen dominiere und der natürliche Handlungsablauf dahinter zurücktrete, sei dies eine zu starke Hervorhebung.
BGH: „Der Zauber des Nordens“ oder : Trinkgeld muss angegeben werden
- Auch Serviceentgelt bei einer Kreuzfahrt muss entsprechend der Preisangaben-verordnung genannt werden
- Der Verbraucher betrachtet Serviceentgelt als zwingend anfallendes, bereits bestimmtes Entgelt für die Kreuzfahrt.
KG: Auch zulässige Werbung per Post kann unzulässig sein
- Werbung per Post ist grundsätzlich zulässig
- Allerdings kann sie im Einzelfall durch besondere Umstände unzulässig werden
KG: 30.000 Euro Streitwert bei unerlaubter E-Mail Werbung
- Die Kosten für eine Abmahnung wegen Wettbewerbswidrigkeit hängen vom Streitwert ab
- Im Fall einer unerlaubten E-Mail Werbung kann ein Streitwert von 30.000 Euro angemessen sein
- Bei geschäftlicher oder beruflicher Betroffenheit kann ein Streitwert bis zu 10.000
- Euro und dem privaten Bereich bis zu 7500 Euro angemessen sein
- Kriterien sind die Erkennbarkeit als Werbung, die Hartnäckigkeit und das Ausmaß der Betroffenheit
OLG Hamm: Auch Angebote im Internet müssen kurzfristig verfügbar sein
- Das UWG gilt auch für Angebote im Internet
LG Berlin: Ausnutzen von Informationen eines Maklers begründet keinen Provisionsanspruch
- Makler, der im Rahmen der Werbung Angaben zu einem Objekt macht, handelt auf eigenes Risiko
Anwaltsgerichtshof Berlin: Anwalt darf nicht gleichzeitig Immobilienmakler sein
- Tätigkeit als Immobilienmakler grundsätzlich mit dem Anwaltsberuf unvereinbar
- Es besteht eine erhebliche Gefahr der Interessenkollision
- Verlust des durch die den Widerruf der Anwaltszulassung eingetretenen Einkommens sei keine unzumutbare Härte.
BGH: Nicht ohne weiteres Haftung für Hyperlink
- Verlinkung grundsätzlich zulässig
- Problematisch dann, wenn verlinkte Seite rechtswidrigen Inhalt aufweist
- Erst dann, wenn der Unternehmer, der die Verlinkung vorgenommen hat, von dem rechtswidrigen Inhalt Kenntnis hatte.
- Lesbarkeit auch bei kurzem Text in schwarzer Schrift auf weißem Papier
- Auch ohne Fettdruck
- Lesbarkeit muss in jedem Einzelfall beurteilt werden
- Kriterien können sein: Abstand, aus dem ein Endverbraucher eine Angabe liest, Schriftgröße, Druckbild sowie die Wort- und Zahlenanordnung und die Gliederung.
OLG Düsseldorf: Bank muss auf Veränderung des Zinssatzes bei Tagesgeldkonto ausdrücklich hinweisen
- Bank hatte um neue Kunden damit geworben, dass diese „1, 5 % (Zinsen) p.a. auf Tagesgeld„ erhielten.
- Werbung enthielt keinen Hinweis, dass sich bei einem Tagesgeldkonto der Zinssatz jederzeit ändern kann
- Deswegen hätte über die Variabilität des Zinssatzes deutlich informiert werden müssen.
OLG Düsseldorf: Unterlassungserklärung kann auch nach 13 Monaten noch angenommen werden
- Abmahnung eines Kfz Händlers am 19.11.2011, am 5.1.2012 strafbewehrte Unterlassungsverpflichtungserklärung
- Vertragsstrafe verwirkt, auch wenn die Unterlassungserklärung erst nach 13 Monaten ausdrücklich angenommen wurde
- Kosten für die Sitzplatzreservierung sind fakultative Zusatzkosten, die beim Beginn des Buchungsvorganges (der Reservierung des Sitzplatzes) und nicht schon bei der Buchung der Reise genannt werden müssen
OLG Frankfurt: Bedienungsanleitung kann urheberrechtsfähig sein
-
Bedienungsanleitung kann als Schriftwerk durch das Urheberrechtsgesetz
geschützt sein - Kriterien sind Länge des Textes, Reihenfolge der Darstellung, eigenschöpferische, eigentümliche Gedankengestaltung und -führung und die individuelle Prägung.
- Dabei muss der gesamte Text in die Überprüfung mit einbezogen werden.
EuGH: Ehemalige Vertragswerkstatt haftet nicht ohne weiteres für Anzeigen nach Vertragsende
- Versäumnisse eines Portalbetreibers sind dem Werbenden nicht zuzurechnen
- Inhaber der Marke kann aber von dem werbenden Unternehmen Rückerstattung aller wirtschaftlichen Vorteile verlangen
BGH: SCHUFA-Hinweis in Mahnung kann unzulässig sein
- Hinweis nur dann zulässigi, wenn der Verbraucher darüber informiert wird, dass bloßes Bestreiten einer Forderung genügt, um die Mitteilung an die SCHUFA zu verhindern.
BGH: Auch automatisch generierte Bestätigung der E-Mail unzulässig
- Der BGH hat Entscheidungen des AG Stuttgart – Bad Cannstatt und des LG Stuttgart bestätigt, dass eine eMail unzulässig ist, mit der automatisch der Eingang einer Mail bestätigt wird
- Wenn in der bestätigenden eMail Werbung enthalten ist
OLG Celle: Land haftet für Urheberrechtsverletzung eines Lehrers
- Für Urheberrechtsverletzung eines Lehrers haften die Schule und das Land
OLG Frankfurt: Doppelschöpfung bei kleiner Münze
- “Doppelschöpfungen“ sind Werke, die von zwei unterschiedlichen Urhebern unabhängig voneinander geschaffen wurden und sich außerordentlich ähnlich sind.
- Tapetenmotiv mit verklebten Fasanenfedern stellt eine “kleine Münze“ dar.
- Auch dieses Motiv grundsätzlich urheberrechtlich geschützt.
OLG Nürnberg: Eigene 3 Hotel-Sterne ohne Prüfung unzulässig
- Werbung mit Sternen für einen Hotelbetrieb irreführend, wenn Sterne auf Selbsteinschätzung des Hotels und auf Kundenzuschriften beruht
VG Hannover: Unzulässiges Productplacement im Dschungelcamp
- Produkt „Leibniz pick up“ im Dschungelcamp 2014 zu stark in den Vordergrund gerückt
- Productplacement muss von der übrigen Sendung getrennt und als Werbung erkennbar bleiben
- Wenn der Werbezweck das Sendungsgeschehen dominiert und der natürliche
- Handlungsablauf dahinter zurücktritt, ist dies eine zu starke Hervorhebung.
LG Würzburg: Makler haftet für Verstoß gegen EnergieeinsparVO
- Makler haftet selbst, wenn er in einer Anzeige nicht die vorgeschriebenen Angaben nach der Energieeinsparverordnung macht
- Verstoß gegen die Energieeinsparverordnung ist immer spürbar
BGH: Zur Prüfungspflicht eines Portalbetreibers im Bezug auf Bewertungen
- Prüfungspflicht darf den Portalbetreiber nicht wirtschaftlich gefährden oder seine Tätigkeit unverhältnismäßig erschweren.
BGH: Grund für Widerruf eines Fernabsatzgeschäftes irrelevant
- Die Gründe eines Verbrauchers für die Geltendmachung seines Widerrufsrechtes sind nicht von Bedeutung
- Einer Begründung des Widerrufes bedarf es nicht
OLG Hamburg: Nivea darf sich nicht größer machen
- Produktverpackung darf nicht größeren Inhalt vortäuschen
- Derartige Produkte werden vom Verbraucher „auf Sicht aus dem Regal heraus“ eingekauft
- Ein erheblicher Teil wird durch die Verpackung zu einer falschen Vorstellung verleitet und über die Größe des Inhaltes getäuscht
- Allgemeines Persönlichkeitsrecht umfasst das Recht auf Achtung der Privatsphäre,
- Ein Immobilienangebot unter Beifügung einer Vielzahl von Lichtbildern ist grundsätzlich geeignet, das allgemeine Persönlichkeitsrecht des Hauseigentümers zu beeinträchtigen
- Durch die Anzeige wird - die nicht vorhandene - Verkaufsabsicht in der Öffentlichkeit verbreitet.
LG Offenburg: Planungsbüro für Hochbauarchitektur
- „Planungsbüro für Hochbauarchitektur“ in Verbindung mit der Abbildung eines mehrstöckigen Gebäudes durch Nicht-Architektin unzulässig
- Argument, die Untersagung der Bezeichnung führe zu einem existenz vernichtenden Schaden, irrelevant
- Wer sich jahrelang wettbewerbswidrig verhält und dadurch Marktvorteile erreicht, riskiert, diese auch wieder zu verlieren
LG Hamburg: Auch DIN Norm kann urheberrechtsfähig sein
- Auch DIN Normen können als Sprachwerke urheberrechtlich geschützt sein
- Copyright Vermerk ( © ) begründet die Vermutung, dass der Genannte auch der Urheber ist
LG Konstanz: Gewinnspielteilnahme und Werbung - 1000 Euro Vertragsstrafe zu wenig
- Einwilligungsklausel muß „ausdrücklich“ erfolgten
- Vertragsstrafe von 1000 Euro übt nicht den notwendigen Druck aus
BGH: Schadenersatz wegen unerlaubter Telefonwerbung ?
- Im Rahmen eines „kalten“ Telefonanrufs schloss ein Anschlussinhaber einen
- Vertrag über einen Eintrag in ein Branchenverzeichnis, den er später widerrief und anfocht
- Außerdem verlangte er Schadenersatz in Höhe des Betrages, den er für das Branchenverzeichnis zahlen musste
- Der BGH entschied jedoch, dass der Vertrag wirksam sei
OLG Frankfurt: Allgemeine Volkskrankheit rechtfertigt keinen Telefonanruf
- Telefonwerbung gegenüber Verbrauchern nur bei vorherigem Einverständnis zulässig
- Anrufe bei Unternehmen setzen voraus, dass ein Anruf vermutlich im Interesse des Angerufenen liegt
- Tatsache, dass Rückenschmerzen eine Volkskrankheit sind, kann Anruf eines
- Herstellers von ergonomischen Sitzen bei Rechtsanwalt nicht rechtfertigen
- Daran ändert nichts, dass der Telefonanruf nur 38 Sekunden gedauert hat.
- Bereits der Versuch ist unzulässig
OLG Stuttgart: Unterlassungsschuldner muss Verstöße sicher verhindern
- Wem durch Urteil eine wettbewerbswidrige Werbeaussage untersagt wurde, muss alles unternehmen, damit diese Werbeaussage nicht wiederholt wird.
- Er muss Werbeaussage löschen, auch im Cache, gegebenenfalls Dritten mit Sanktionen droht
- OLG Stuttgart verlangt, dass der Schuldner Drohungen in die Tat umsetzt
- Gegebenenfalls sind mehrfache Kontrollen erforderlich
- Das gilt in Bezug auf eigene Mitarbeiter und Dritte, deren er sich für die Aussage bedient hat.
OLG München I: Urheberbenennung durch mouse - over nicht ausreichend
- Ein Fotograf hatte in die kostenlose Verwendung seines Fotos eingewilligt, wenndie Bedingungen dieser Lizenz eingehalten würden
- Urhebervermerk doch tauchte der hier erst auf, wenn der Cursor längere Zeit auf dem Bild verweilte
- Nach Auffassung des LG München I kein ordnungsgemäßer Urhebervermerk.
OLG Köln. Twittertext urheberrechtlich geschützt ?
- Urheberrechtschutz für Texte setzt persönliche geistige Schöpfung voraus
- Je kürzer Text ist, umso höher sind die Anforderungen
- Ob eigenschöpferische Prägung vorliegt, kann nur Gericht entscheiden.
AG Regensburg: Schadenersatz von Anwalt für ungerechtfertigte Abmahnung (Red tube) ?
-
Anwalt muss grundsätzlich keinen Schadenersatz leisten, wenn die Abmahnung
unberechtigt -
Ausnahme: Wenn der Anwalt wider besseres Wissen Abmahnung arglistig und
erkennbar ausschließlich aus eigenem Gebühreninteresse betreibt
OLG Karlsruhe:“Sternchenhinweis“
- Erläuterung eines Sternchens muss klar und eindeutig angegeben werden
- Sie muss auch erkennbar und leicht zugänglich sein
- Keine leichte Zugänglichkeit liegt vor, wenn sich Informationen auf einer anderen Seite befinden
OLG Hamm: Bild im Internet muss zutreffen
- Abbildung eines Produktes kommt maßgebliche Bedeutung zu
-
Bei Internetseiten sind visuelle Eindrücke für die Erfassung des jeweiligen Angebots
von entscheidender Bedeutung - Abbildung ist maßgeblicher Teil der Produktbeschreibung
OLG Jena: Umfang der Auskunftspflicht nach Urheberrechtsverletzung
- Urheberrechtsverletzer muss Auskunft über den Umfang seiner Verletzung geben
- Dem Urheber sind auch Bank-, Finanz- und Handelsunterlagen vorzulegen